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«(R)Evolution in der Arbeitswelt?»
Die Arbeitswelt verändert sich rasant. Angetrieben von Digitalisierung, Generationenwandel und einer neuen Erwartungshaltung der Generation Z müssen Unternehmen heute mehr denn je auf Wertschätzung und Flexibilität setzen. In der ersten Veranstaltung der Reihe «Die Arbeitswelt im Wandel» des Forums für Universität und Gesellschaft steht das Verständnis von Arbeit, Motivation und Führung auf dem Prüfstand.
Sarah Beyeler, Marcus Moser und ChatGPT
Dr. h.c. Rudolf Strahm erinnert sich: Früher waren Autorität und Ordnung entscheidend im Berufsleben. Heute zählen Individualität und Wertschätzung mehr denn je: «Die Wertschätzung ist oft wichtiger als jeder andere Faktor für den Verbleib in der Stelle. Wo die Wertschätzung fehlt, wo der Teamgeist nicht spielt, gibt es mehr Fluktuation und das kostet.»
Die Wertschätzung ist oft wichtiger als jeder andere Faktor
In den letzten Jahren ist die psychische Belastung bei Jüngeren um 50% gestiegen – ein klares Signal für Unternehmen, sich anzupassen, «sonst werden sie nämlich durch Fachkräftemangel und Fluktuationen abgestraft.» Fachkräftemangel steht ganz oben auf der Sorgenliste der Arbeitgebenden in der Schweiz. Besonders gefragt sind heute mittlere Kader mit praktischen Kompetenzen.
Was motiviert Menschen zur Arbeit?
Prof. Dr. Gudela Grote von der ETH Zürich fragt, was Menschen zur Arbeit motiviert. Sie verweist auf Frederic Taylors Theorie, die Geld als zentralen Motivator betrachtet, und stellt dem spätere Studien gegenüber, die den Wert sozialer Beziehungen und einer sinnvollen Tätigkeit für Motivation und Zufriedenheit betonen.
Neue Daten aus dem Schweizer HR-Barometer zeigen, dass jüngere Menschen tendenziell mehr Wert auf Freizeit legen, während Arbeit für ältere Arbeitnehmer:innen, kurz vor dem Ruhestand, besonders wichtig bleibt. Dies widerspricht der Annahme, dass ältere Beschäftigte weniger engagiert seien. Auch Karriereorientierungen verändern sich: Während traditionelle Karrieren auf Stabilität und Aufstieg setzen, gewinnen Flexibilität und Selbstbestimmung an Bedeutung. Allerdings wächst aufgrund der Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt der Wunsch nach Sicherheit wieder.
Technologie verändert die Art und Verteilung der Arbeit durch (teilweisen) Ersatz von Menschen
Abschliessend wirft Gudela Grote die Frage auf, ob wir in Zukunft weniger arbeiten und sinnvollere Tätigkeiten ausüben könnten, da Roboter viele Aufgaben übernehmen. Diese Überlegungen regen zur Diskussion über die zukünftige Gestaltung von Arbeit in einer technologisierten Welt an.
Wie die Digitalisierung und KI die Berufsstruktur beeinflussen
Dr. Michael Siegenthaler von der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich zeigt in seinem Referat auf, wie Digitalisierung und künstliche Intelligenz (KI) die Berufsstruktur beeinflusst hat und beeinflusst. Ein zentraler Punkt ist, dass Berufe mit hohem Routineanteil besonders stark von der Digitalisierung betroffen sind und einen Rückgang der Beschäftigung erfahren, während Tätigkeiten, die Problemlösung und Kreativität erfordern, durch Digitalisierung unterstützt werden und an Bedeutung gewinnen.
Generative KI verschiebt die Grenze der Tätigkeiten, die computerisiert werden können
Trotz vieler Befürchtungen ist der Arbeitsmarkt nicht komplett eingebrochen, da die Anpassung an neue Technologien Zeit braucht und nicht alle Berufe gleichermassen betroffen sind. KI wird jedoch die Grenzen der Automatisierung weiter verschieben und Gewinner:innen sowie Verlierer:innen auf dem Arbeitsmarkt hervorbringen, wobei es entscheidend sein wird, die Verliererinnen und Verlierer aufzufangen.
GenZ verstehen, entwickeln und binden
Malik Hashim ist Mitgründer von Kitoko People, einem Unternehmen, das auf moderne Führung und Unternehmenskultur spezialisiert ist. Er erläutert, dass der demografische Wandel eine enorme Herausforderung für die Arbeitskräftesituation darstellt: Auf die grosse Anzahl der Babyboomer, die den Arbeitsmarkt verlassen, folgt eine deutlich kleinere Generation. Deshalb sei es wichtig, sich intensiv mit der jungen Generation, insbesondere der Generation Z, auseinanderzusetzen.
Nur wer sich intensiv mit den Bedürfnissen und Präferenzen der Arbeitnehmenden beschäftigt, wird auf dem Arbeitsmarkt als attraktiv wahrgenommen
Hashim stellt eine Studie vor, die im Auftrag von SwissSkills durchgeführt wurde, um herauszufinden, wie Unternehmen Talente gewinnen, entwickeln und binden können. Die Studie zeigt, dass Jobportale und persönliche Kontakte bei der Jobsuche für die Generation Z wichtiger sind als Plattformen wie beispielsweise TikTok, und dass für sie ein gutes Arbeitsklima, sinnvolle Arbeit und transparente Karrierewege wichtiger sind als das Gehalt und Zusatzleistungen. In der Studie wird auch nach den wichtigsten Eigenschaften von Führungskräften gefragt. Wertschätzung und ehrliche, offene Kommunikation stehen hierbei über alle Branchen hinweg an erster Stelle.
ZU DEN AUTOR:INNEN
Sarah Beyeler arbeitet am Forum für Universität und Gesellschaft
Marcus Moser ist Geschäftsleiter des Forums für Universität und Gesellschaft
Zur Veranstaltung
Sämtliche Unterlagen und Aufzeichnungen zu den Veranstaltungen «Die Arbeitswelt im Wandel» finden Sie unter diesem Link: www.forum.unibe.ch/arbeit